Nerd Love: Lee (Boston Billionaires 2)

"Rein theoretisch ist es vollkommen unmöglich, dass ich, Lee Hunter, einfach so ignoriert werde. Also ich meine nicht nur, wenn ich jemandem auf der Straße begegne. Allein das ist wirklich schon äußerst unwahrscheinlich. Nein, ich meine, dass eine Frau über Wochen hinweg mit mir zusammenarbeitet und mich immer noch wie Luft behandelt."
Millionenerbe Lee Hunter ist sich vom ersten Moment an sicher, dass seine neue Geschäftspartnerin genau die richtige Frau für sein Bett ist. So sicher sogar, dass er seinen Lamborghini darauf verwettet. Leider hat er nicht damit gerechnet, dass Ava mit Männern wie Lee schon ihre eigenen Erfahrungen gemacht hat und Lee für sie ein absolutes Tabu ist.



Leseprobe:

1. Prolog

Lee

Gelangweilt lasse ich mir von Ella, meiner Sekretärin, meinen Terminplan für die Woche erklären. Ich mag Ella, sie ist herrlich unkompliziert, nicht so ein Püppchen, wie Adrians Sekretärinnen es gern sind. Eine Zimperliese könnte ich in meinem Job aber auch nicht brauchen, da mein Mund meist schneller ist als mein Kopf, würde eine empflindlichere Person als Ella hier definitiv nicht lange durchhalten.

Außerdem ist Ella absolut nicht mein Beuteschema, was dafür sorgt, dass sie seit nunmehr drei Jahren für mich arbeitet.

Früher habe ich mir gern hübsche, junge Damen ausgesucht, die gut in mein Vorzimmer passen, blasen können wie eine Pornoqueen, sonst aber leider keine nennenswerten Fähigkeiten besitzen. Nach einigen eingehenden Gesprächen mit meinen Freunden habe ich Ella eingestellt.

Ella ist Mitte 50, hat graue Haare und ein paar Pfund zu viel auf den Rippen. Vor allem ist sie aber ein Schatz, der all meine Launen, schlechten Witze, meinen dreckigen Humor und meine Eskapaden kommentarlos – oder auch mit einem spöttischen Kommentar – hinnimmt und es dabei sogar noch irgendwie schafft, all ihre Arbeit in bester Qualität abzuliefern.

Deshalb wundert es mich umso mehr, als sie mir einen völlig irrelevanten Termin vorschlägt.

„Und heute um vier Uhr haben Sie eine Präsentation für ein neues Investment, das Sie interessieren wird.“

Ich blinzle einmal und richte mich in meinem Stuhl auf. Ich habe mich verhört, oder?

„Das ist nicht dein Ernst!“, sage ich und starre meine bislang Lieblingssekretärin an.

„Doch, ich habe schon zugesagt. Klang wirklich interessant. Es geht um eine Social-Media-Plattform.“

Einen Moment lang frage ich mich, woher Ella sich mit Social Media auskennt, verwerfe den Gedanken aber schnell wieder, ich werde mich jetzt nicht von unwesentlichen Dingen ablenken lassen.

„Warum sollte ich mir das anhören, Ella! Du weißt, dass mein Investment-Budget für dieses Jahr voll ist!“, sage ich. Ella muss das am besten wissen, sie kümmert sich ja um die Reports, die monatlich an die Firma meines Dads gehen.

Im Gegensatz zu Adrians leben meine Eltern noch und wissen gern, wobei ich das Familien-Geld verspekuliere. Ich, das schwarze Schaf, das – zumindest laut Meinung meines Vaters – das ganze Geld in Partys und Tattoos steckte. Genau deshalb muss ich mich jeden Monat dafür rechtfertigen, in was ich investiere.

Ella sieht mich an, als würde sie kein Wässerchen trüben können. „Oh! Da habe ich wohl was verpasst. Tja, der Termin ist schon in einer Stunde, ich kann jetzt nicht mehr absagen.“

„Ella!“, knurre ich. Mich so vor vollendete Tatsachen zu stellen, ist eigentlich überhaupt nicht ihre Art.

Sie legt meine Terminmappe vor mir ab und steht auf. „Ich richte dann schon mal den Besprechungsraum für Sie und Miss Kingston her.“ Dann verschwindet sie einfach, als hätte ich nicht gerade deutlich gemacht, dass ich absolut kein Interesse an diesem Meeting habe!

Ava

Ungläubig starre ich den riesigen Glaskomplex an, in dem die kleine Firma sein soll, bei der ich einen Termin habe. Ella Porter, meine Nachbarin, hat mir den Termin besorgt. Ich mag sie sehr gern, sie ist immer freundlich, hat immer ein offenes Ohr und backt die besten Cupcakes, die ich jemals gegessen habe. Kurz gesagt ist Ella die Art Frau, die ich mir immer als Mutter gewünscht hätte.

Doch hierhin passt sie so überhaupt nicht! Ich hätte Ella eher in einem kleinen Familienbetrieb vermutet und nicht bei Bostons High Society. Unsicher kontrolliere ich ein letztes Mal die Adresse, die sie mir aufs Handy geschickt hat. Doch, tatsächlich der Westtower. Nun dann, auf in den Kampf.

Durch die großen Glastüren betrete ich die Eingangshalle. Wie schon von außen, ist der Westtower auch innen ein extrem schickes, hochmodernes Konstrukt. Viel Marmor, glatte, glänzende Oberflächen, Glas und Edelstahl.

Rechts im großen Raum entdecke ich den Empfang, hinter dem zwei Frauen sitzen. Eine ist hübscher als die andere, aber ich habe auch nichts anderes erwartet.

„Hallo, ich bin Kate, was kann ich für Sie tun?“, grüßt die Brünette mich.

„Ich habe einen Termin mit Mr. Hunter“, antworte ich und bin ein bisschen irritiert, weil die zweite Frau mit ihren stechend blauen Augen mich so interessiert mustert.

„Sie können noch einen Moment dort drüben Platz nehmen, Mr. Hunters Sekretärin wird Sie gleich abholen.“ Kate deutet auf eine kleine Sitzgruppe mit schwarzen Ledersofas in der Nähe der Aufzüge.

Ich freue mich, dass Ella mich holen kommt, also lächle ich und wende mich zum Gehen.

„Die hat er zum Vögeln bestellt, oder?“, höre ich es leise hinter mir flüstern.

„Blue! Halt die Klappe!“, zischt Kate, und als ich mich mit erhobener Augenbraue zu den beiden umdrehe, färben Kates Wangen sich schlagartig rot.

„Nein, ich bin nicht hier, um gevögelt zu werden, wenn Ihre Neugierde damit gestillt ist“, antworte ich so ruhig es geht.

Wenn möglich wird Kate noch röter und ein leichter Ausdruck von Panik erscheint auf ihrem Gesicht.

„Das ist jammerschade, Baby. Ich bin mir sicher, dass wir beide ziemlich viel Spaß miteinander haben könnten.“ Erschrocken drehe ich mich zu dem Typen um, der mich angesprochen hat.

Er ist heiß, also wirklich, wirklich heiß! Sein weißes Hemd spannt über seiner breiten Brust, und die Ärmel sind ein klein wenig nach oben gerollt, was mir einen Blick auf die Tätowierungen auf seinen Unterarmen ermöglicht. Notenschlüssel und wellige Linien, genau kann ich es nicht erkennen in dem bunten Mix der Bilder. Zugegeben, ich bin auch ein bisschen abgelenkt von den Adern auf seinen trainierten Armen.

Er hat recht, wir könnten definitiv ziemlich viel Spaß miteinander haben. Ich lasse meinen Blick zu seinem kantigen Gesicht wandern. Das Funkeln in seinen braunen Augen ist verdammt sexy.

„Mr. Hunter … Sir … es tut mir so leid!“, stammelt Kate, obwohl sie überhaupt nichts gemacht hat.

Dann erst fällt mir auf, was für einen Namen sie gerade ausgesprochen hat. Erschrocken schaue ich zu Kate. Der Ausdruck nackter Panik bestätigt meine Befürchtung. Dieser verdammt heiße Kerl ist also Ellas Boss und der Typ, den ich davon überzeugen muss, in meine App zu investieren.

Verdammt! Nicht gerade die besten Chancen.

Wütend funkle ich Blue an. Sie sieht sehr amüsiert aus und grinst keck zurück. Irgendwie ist es schwer, ihr deswegen böse zu sein, also wende ich meinen Blick dem Typen zu, der neben Mr. Universum zu lachen beginnt. In seinen grünen Augen steht der Teufel, als er mich mustert, als wäre ich ein Stück Fleisch in der Kühltheke. Ich will ihm gerade sagen, was ich von Typen wie ihm halte, als jemand neben mich tritt. Sofort steigt mir der vertraute Lavendelduft in die Nase, der mich automatisch lächeln lässt.

Ella.

„Ah! Ihr habt euch schon gefunden. Wie wunderbar. Der Konferenzraum im 13. Stock ist so weit vorbereitet, Lee.“

Lee – Mr. Hunter wie ich annehme – starrt Ella an, als wäre sie von einem anderen Stern.

Dann erscheint ein anzügliches Lächeln auf seinem Gesicht und er lässt seinen Blick noch einmal langsam über mich gleiten. Dass es dabei zwischen meinen Beinen zu prickeln beginnt, ignoriere ich geflissentlich.

„Miss Kingston also …“

So wie er meinen Namen betont, bin ich mir ziemlich sicher, dass er meint, er könnte mich leicht vögeln, weil ich Geld von ihm will.

Falsch gedacht, Freundchen.

Ich habe einmal meinen Geschäftspartner gevögelt, diesen Fehler werde ich ganz bestimmt kein zweites Mal machen.

Ich straffe die Schultern, trete einen Schritt zurück und strecke ihm förmlich die Hand entgegen.

„Mr. Hunter, es freut mich, Sie kennenzulernen“, sage ich und halte meine Miene bewusst unbewegt.

Immer noch lächelnd nimmt er sie entgegen. Sobald sich unsere Finger berühren, kribbelt meine Haut, ein Gefühl, das ich nie wieder haben wollte.

„Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Miss Kingston. Ich bin außerordentlich gespannt, was unsere Zusammenarbeit hervorbringen wird.“

Ich blinzle einmal, dann entziehe ich ihm meine Hand und wende mich schnell Ella zu, die uns lächelnd beobachtet. Warum zum Teufel hetzt sie mir so einen schwanzgesteuerten Typen auf den Hals? Was soll das?

Lee

Holy Shit, diese Frau ist das mit Abstand heißeste Ding, das ich jemals gesehen habe. Und das, obwohl sie sich noch nicht einmal besondere Mühe gibt, sexy zu wirken. Sie ist natursexy und ich will sie verdammt noch mal lieber früher als später in meinem Bett … wahlweise tut es auch der Aufzug oder mein Schreibtisch. Ihr praller Arsch schwingt in diesen hautengen Jeans vor mir her in Richtung Aufzug. Obwohl sie nur Turnschuhe trägt, wackelt ihr Arsch so auffordernd, dass ich sie quasi auf meinem Schoß tanzen spüren kann.

„An dieser Lady wirst du dir die Zähne ausbeißen, mein Freund“, sagt Jesper leise lachend neben mir.

„Quatsch.“ Ich habe genau gesehen, wie Ava mich gemustert hat. Auch wenn sie erst mal auf Abstand gegangen ist, bin ich mir sicher, dass sie genauso gern von mir gevögelt werden will, wie ich mich in ihr vergraben möchte.

„Die lässt dich niemals ran. Die war wie Eis. An ihr wirst du dir deine Zähne ausbeißen.“

Herausfordernd sehe ich Jesper an. „Worum willst du wetten?“

Erneut lacht Jesper. „Darauf verwette ich sogar meinen Wagen.“

„Deal. Deinen R8 gegen meinen Lamborghini Gallardo.“ Ich weiß, dass er zustimmt, weil er schon lange heiß auf meinen Wagen ist.

Sofort schlägt er ein, dann beeile ich mich, der blonden Schönheit hinterherzukommen. Wir haben schließlich noch einiges vor.

Ella lässt uns sofort im Raum allein und schließt die Tür hinter sich. Gut so, dann habe ich endlich die Chance, an Ava heranzukommen … oder auch nicht, denn Ava beginnt übergangslos damit, ihr Tablet an den Beamer anzuschließen.

Ohne darauf zu achten, was ich mache, beginnt sie mit ihrer Präsentation, als wäre es ihr vollkommen egal, ob ich ihr nun zuhöre oder nicht. Das ist neu, denn für gewöhnlich versuchen Menschen auf der Suche nach Investoren, so tief wie möglich in deren Arsch zu kommen.

Fasziniert setze ich mich und beobachte die Frau dabei, wie sie mich völlig ignoriert. Ihre Augenbrauen sind um einiges dunkler als ihre blonde, taillenlange Mähne. Ihre Wimpern, die hellblaue Augen umrahmen, sind ebenfalls beinahe schwarz, obwohl sie nicht geschminkt sind. Gar nichts an Ava ist künstlich aufgehübscht. Sogar ihre Haare hat sie zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden. Alles in allem sieht sie nicht so aus, als versuche sie mich zu beeindrucken.

Im Gegenteil, irgendwie schafft Ava es, dass ich mir vorkomme, als müsste ich dankbar dafür sein, dass sie mir ihre Zeit opfert.

Vollkommen verrückt, dennoch fühlt es sich genau so an.

„Alles in allem wären wir bei einer Investition von 210.000 Dollar.“ Die Worte, die über ihre vollen rosa Lippen kommen, treffen mich wie ein Donnerschlag.

210.000 verfluchte Dollar! Das ist nichts, was ich einfach so an zusätzlichem Budget aus dem Ärmel schütteln kann.

Zumindest nicht, ohne eine wasserdichte Strategie und einen Businessplan dazu zu liefern. Und genau das fehlt mir, weil ich während der gesamten beschissenen Präsentation nur darüber nachgedacht habe, wie ich Ava über diesen Tisch beugen könnte, um sie nach allen Regeln der Kunst zu vögeln.

Verdammt!

Ich brauche einen Mitinvestor, und ich weiß auch schon, welcher meiner Freunde immer für neue Investitionsmöglichkeiten offen ist. Adrian West, mein langjähriger Freund und Besitzer des Westtowers.

„Um das Risiko zu splitten, werde ich die Investition teilen und einen Kollegen mit an Bord nehmen.“

Ich schaffe es erstaunlicherweise sogar, dass meine Stimme nicht nach Sex klingt, obwohl mein Schwanz, unter dem Tisch versteckt, steif ist, seit sie ihren göttlichen Arsch vor mir her gewackelt hat.

„Ella wird einen Termin mit Ihnen vereinbaren, bei dem Sie das Projekt ein weiteres Mal vorstellen können.“

Sie sieht mich an, als wollte sie sagen: „Du kannst die Infos doch weitergeben!“

Aber nein, das kann ich nicht, weil ich ja noch nicht einmal zugehört habe.

Dann nickt sie nur, packt ihre Sachen und kommt mit ein paar Papieren in der Hand auf mich zu. „Freut mich, mit Ihnen Geschäfte zu machen“, sagt sie, als wäre damit alles in trockenen Tüchern. Sie überreicht mir die Papiere, ein kurzer Blick darauf sagt mir, dass es vorbereitete Verträge sind. Diese Frau lässt wirklich nichts anbrennen. Ich rolle die Verträge zusammen, um sie im Anschluss Marian, meinem Anwaltsfreund, zur Prüfung vorbeizubringen. Dann will ich mich endlich angenehmeren Themen zuwenden, doch Ava geht einfach an mir vorbei in Richtung der Aufzüge, und ich renne ihr wieder einmal wie ein räudiger Köter hinterher.

Diese Frau ist heißer, als gut für mich ist, dennoch hätte ich jetzt wahrscheinlich aufgegeben, wenn ich nicht eine Wette mit Jesper am Laufen hätte, die ich unter keinen Umständen verlieren möchte.

Ava

Ich werde Ella umbringen. Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass Ella ganz genau weiß, was für ein Typ Mann Lee Hunter ist. Und dennoch hat sie mich ohne Vorwarnung in seine Charmefalle laufen lassen.

Sicherheitshalber habe ich Hunter aber komplett auflaufen lassen. Wenn ich ihm auch nur für einen einzigen Moment gezeigt hätte, dass ich ihn ebenfalls anziehend fand, hätte er mich niemals so professionell behandelt. Da bin ich mir absolut sicher. Hunter ist ein Playboy, ein Spieler, ein Jäger, der nicht lange fackelt.

Aber genau das brauche ich ganz bestimmt nicht. Ich brauche gar keinen Mann, weder in meinem Leben noch in meinem Job. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als Hunter so lange auflaufen zu lassen, bis er einsieht, dass zwischen uns niemals mehr sein wird als eine Geschäftsbeziehung.

Seufzend steige ich aus dem Aufzug, froh darüber, endlich dem Duft nach Boss Bottled zu entkommen. Es ist wirklich unhöflich, dass ein Kerl, der so gut aussieht, so verdammt sexy lächelt und dazu noch stinkreich ist, dieses eine Parfüm benutzt, dem ich nicht widerstehen kann. Das verdammte Schicksal hat sich gegen mich verschworen.

Und Ella, diese Frau, die ich einmal als meine liebste Nachbarin bezeichnet habe, ist des Teufels Adjutant. Sie hat mich überhaupt erst zu diesem Mann gebracht, der mich meine Prinzipien wirklich in Zweifel ziehen lässt.

Verdammte Scheiße! Ich habe ein verdammt großes Problem, wenn ich mir Lee Hunter nicht vom Leib halte!