New York Bad Boys - Deacon: Verliebt in einen Nerd (Yearn for 3)

 

Eine Begegnung, zwei verletzte Seelen, eine Chance auf eine Zukunft.
Als Deacon Hazel das erste Mal in Slades Boxclub sieht, erinnert sie ihn schmerzhaft an den Verlust, den er vor so vielen Jahren ertragen musste. In ihren Augen erkennt er den gleichen Schmerz, den er schon einmal gesehen hat und der ein Leben zerstörte.
Doch ihm wird schnell bewusst, dass hinter Hazels zerbrechlicher Fassade eine starke und unabhängige Frau steckt, die er unbedingt kennenlernen muss.
Hazel stellt bereits beim ersten Aufeinandertreffen mit dem geheimnisvollen Deacon fest, dass er Gefühle in ihr weckt, die sie nicht zulassen kann. Er darf niemals ein Teil ihres Lebens werden, viel zu groß ist ihre Angst, erneut verletzt zu werden.
Werden sie den Mut finden, ihre Ängste zu überwinden und ihrer Liebe eine Chance zu geben?

 

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Leseprobe:

 

1 Die Neue

DEACON

Seit genau einer Woche drückte er sich davor, ins Training zu gehen. Genaugenommen seit dem Tag, an dem Slade Hazel eingestellt hatte.

Ihr Anblick hatte ihm vollkommen den Boden unter den Füßen weggerissen. Die großen, braunen Augen, die so voller Schmerz waren, sahen exakt aus, wie Melias es damals getan hatte.

Sie hatten die gleiche Farbe, die gleiche Form und waren genauso von dichten, dunkeln Wimpern umgeben.

Es war aber vor allem der Ausdruck darin, der Deacon so verstörte. Es waren die dunklen Schatten, die er bei Melia übersehen hatte, die ihm schließlich alles genommen hatten.

Ansonsten hatte Hazel nicht allzu viel mit Melia gemein. Melia war eine kurvige, junge Frau gewesen. Lange, braune Haare und einen Körper, mit dem sie fast jedem Mann den Kopf verdreht hatte.

Hazel war anders. Klein und zierlich, ohne nennenswerte Rundungen. Die Haare waren kinnlang, glatt und braun. Sie war nicht geschminkt, aber das war bei den ausdrucksstarken Augenbrauen und den hohen Wangenknochen auch gar nicht nötig. Sogar die eher schmalen Lippen hatten einen perfekten natürlichen Rosaton.

Ihr Gesicht wirkte durch den schüchternen Ausdruck meist irgendwie Mädchenhaft. Dennoch schaffte sie es problemlos die Jungs in Slades Boxclub in Schach zu halten. Zumindest nach allem, was er von Adam, Liam und Nick gehört hatte.

Deacon hatte da seine eigene Theorie. Ihr mädchenhaftes Aussehen kam ihr im Club durchaus zur Hilfe. Wahrscheinlich hatte sie diesen Haufen Männer genau deshalb im Griff, weil keiner von ihnen auf die Idee kommen würde, das Wort gegen Hazel zu erheben. Dafür war sie irgendwie zu zerbrechlich und zart.

Dieses kleine Wesen schaffte es ebenso mühelos ihn von seinem zweiten Zuhause fernzuhalten.

Seit er vor über zehn Jahren in das Anti-Aggressionsprogramm von Noel aufgenommen worden war, war er jeden Tag im Central gewesen. Hier hatte er seine besten Freunde kennengelernt, hatte in Noel einen wirklichen Vater gefunden und einen Ort, an dem er immer willkommen war.

Jetzt war er dreißig verdammte Jahre alt und ließ sich von dieser kleinen Frau von allem fernhalten, was ihm wichtig war.

Er schämte sich für sich selbst, als er hinab auf die Krankmeldung sah, die er sich von Aiden, Adams Bruder hatte ausstellen lassen. Die Schmerzen in seiner Schulter waren zwar real, das Training im Club hatte sich aber in den letzten drei Jahren nie negativ darauf ausgewirkt. Im Gegenteil, Sport machte es meist besser, da die Entzündung von der falschen Haltung am PC kam.

Er packte die Krankmeldung und warf sie in den Müll. Sobald er Hazel ein wenig besser kennengelernt hatte, würde das alles kein Problem mehr sein. Dann war sie nur noch eines von vielen Mädchen, das eben zufällig die gleichen Augen hatte wie Melia. Alles kein Problem.

Wäre ja noch schöner, wenn er sich nach all den Jahren noch selbst beschränken würde.

Fest entschlossen griff er nach seiner Sporttasche und warf sie sich über die Schulter. Dann verließ er das Haus und joggte die wenigen Meter bis zu seinem Wagen.

Der alte schwarze Ford hatte seine besten Tage definitiv schon hinter sich, aber Deacon konnte sich einfach nicht überwinden, ihn wegzugeben.

Die vielen Beulen, die Melia hineingefahren hatte, waren ihm genauso wichtig, wie die einhundert verschiedenen Nagellackfarben, die sie und ihre Freundinnen auf dem Armaturenbrett ausprobiert hatten.

Der Gedanke an sie schmerzte. An diesem Morgen ganz besonders. Eigentlich sogar die ganze Woche. Seit er Hazel in die Augen gesehen hatte, war Melia so präsent, wie schon seit Monaten nicht mehr. Vielleicht war es sogar Jahre her, dass die Erinnerung an sie so starke Schmerzen in seinem Herzen ausgelöst hatte.

Während er den Wagen zu Slades Club steuerte, fischte er sich seine Notfallzigaretten aus dem Handschuhfach. Slade und auch Faith würden ihm dafür in den Arsch treten, aber an manchen Tagen war es einfach besser so. Er brauchte etwas, an dem er sich festhalten konnte, wenn seine Nerven völlig blanklagen. Zu neunzig Prozent also dann, wenn er an Melia dachte.

Er zündete sich die Zigarette an und zog den Rauch tief in seine Lungen, während seine Hand fast schon automatisch die Melia Tracklist auf seinem iPod wählte.

Der satte Bass von I'll be missing you dröhnte aus den Kopfhörern, die er schon beim Verlassen des Hauses routinemäßig in seine Ohren gesteckt hatte.

Die Anlage des Fords spielte schon seit Ewigkeiten keine Musik mehr, genaugenommen seit Melia versucht hatte mit Nagelfeilen und anderem Werkzeug das CD Deck zu öffnen, weil sie fest davon überzeugt gewesen war, dass ihre Lieblings-CD noch immer darin sein musste.

Wütend schlug er auf das Lenkrad, weil er nicht in der Lage war, einen einzigen Moment lang nicht an sie zu denken.

Im Versuch ruhig zu bleiben atmete er mehrmals tief durch und konzentrierte sich auf den Verkehr. Sobald die Begegnung mit Hazel normal geworden war, würden diese Trips in die Vergangenheit auch endlich ein Ende nehmen.

Es wurde also Zeit, dass er sich Hazel stellte und all dem ein Ende setzte.

Entschlossen stoppte er den Song, bog er auf den Parkplatz des Boxclubs ein und hielt mit quietschenden Reifen vor dem Eingang. Er sprang aus dem Wagen und schnippte seine Zigarette weg.

Als er sich in den Wagen bückte, um seine Tasche zu holen, hörte er ein gezischtes: "Arschloch!"

Er richtete sich wieder auf und sah sich um. Nur wenige Meter weiter reckte sich ihm ein wirklich entzückender kleiner Arsch entgegen. Mit schräg gelegten Kopf musterte er die schmalen Beine in den dunklen Stoffhosen.

Heiß! Definitiv so, wie er seine Frauen mochte.

Dann richtete sich Miss süßer Hintern auf und wirbelte zu ihm herum.

"Nochmal Glück gehabt. Die Hose ist neu, da brauche ich kein Brandloch!", zischte Hazel in einem giftigen Ton, von dem Deacon niemals erwartet hätte, dass er aus ihrem Mund kommen könnte.

Dann drehte sie sich um und stapfte mit diesem süßen Arsch schwingend in den Club.

Deacon lächelte. Immerhin hatte sie nicht diesen weidwunden Blick gehabt, der ihm durch Mark und Bein ging. Mit wütend blitzenden Augen gefiel sie ihm. Und ihr Hintern sowieso. Vielleicht sollte er also einfach nur dafür sorgen, dass sie sauer auf ihn war, dann konnte er wieder gefahrlos in den Club gehen.

Er warf die Tür des Fords zu und sperrte ab, dann schulterte er seine Tasche und ging pfeifend in den Club.

Läuft nicht schlecht. Jetzt nur noch trainieren, ohne sie wieder zu sehen.

HAZEL

Rücksichtsloser, arroganter Mistkerl!, schimpfte sie in sich hinein.

Ein Brandloch in ihrer neuen Hose wäre genau das, was zu diesem absolut verkorksten Tag passen würde.

Sie arbeitete gerade einmal eine Woche hier und hatte schon verschlafen. Ihre einzige Rettung war Nick gewesen. Er war einer von Slades Freunden und hatte ebenso wie ihr Boss einen Schlüssel zum Club.

Nachdem sie sich hunderte Male entschuldigt hatte, war durch die Leitung nur noch ein lautes Lachen zu hören.

Sie hatte eben Glück gehabt, dass es Nick gewesen war und nicht Liam. Liam hätte ihr mit ziemlicher Sicherheit die Hölle heiß gemacht. Der war vor zwei Tagen schon wegen einfachen fehlenden Handtüchern ausgeflippt.

"Guten Morgen", sagte sie ein wenig abgehetzt, als sei bei Nick ankam.

"Hey Kleine", antwortete er gut gelaunt und gab ihr ein Küsschen auf die Wange. Obwohl sie solche Gesten von eigentlich fremden Menschen nicht mochte, hatte sich diese Begrüßung bei Nick schon etabliert.

"Es tut mir so leid! Ich weiß nicht wie das passieren konnte!" Doch, wusste sie schon. Sie hatte bis spät in die Nacht ihre Unterlagen gewälzt um eine Lösung für ihr Problem zu finden. Die vielen Schulden nahmen ihr die Luft zum Atmen.

"Kein Problem. Mach dir nicht immer so viele Gedanken."

"Danke", sagte sie noch einmal und deutete hinter sich zum Büro. "Ich sollte …"

Nick grinste. "Hau schon ab." Dann wandte er sich wieder dem Speedball zu und bearbeitete diesen.

Auf den Weg zu den Büroräumen, kam ihr der Typ vom Parkplatz entgegen.

Er sah aus, als wäre er genau wie sie gerade erst aus dem Bett gekrochen. Seine braunen, kurzen Haare standen ihm wirr vom Kopf ab und sein Gesicht zierte ein drei-Tage-Bart.

Er war kein klassischer Schönling, so wie Nick oder Liam. Er war eher eine Mischung aus Adam und einem sexy Nerd. Breit gebraut und muskulös, vielleicht 1,85 Meter groß und nur eine wirre Folge aus Nullen und Einsen auf seinen linken Arm tätowiert.

Der Blick aus seinen dunkelbraunen, von dichten Wimpern umgebenen Augen war nachdenklich und die Lippen hatte er zu einem schmalen Strich zusammengepresst.

Er passte nicht wirklich in diesen Club. In Slades Trainingszentrum gab es zwei Typen. Die, die stinkreich waren und den hohen Clubbeitrag bezahlen konnten und jene, die eine Art Stipendium vom Boss selbst bekamen. Nach welchen Kriterien diese ausgewählt wurden, hatte Hazel noch nicht herausgefunden.

Sie waren alle samt jung, maximal Anfang zwanzig. Also fiel auch solch eine Förderung für diesen Typen aus.

Zu den Reichen konnte er kaum zählen. Seine graue Jogginghose hatte ihre besten Tage definitiv schon hinter sich und auch das schwarze Tanktop war schon eher anthrazit vom vielen Waschen. Von dem klappernden Ford einmal ganz abgesehen, den er mit quietschenden Reifen auf dem Parkplatz gehalten hatte.

Vielleicht war er ein Schichtarbeiter oder arbeitslos, dass er um kurz nach zehn Uhr morgens bereits im Boxclub sein konnte.

Sie schüttelte den Gedanken ab und straffte sich ein wenig. Dann ging sie ohne einen weiteren Blick auf ihn zu werfen an ihm vorbei zum Büro, sie hatte besseres zu tun als über einen Typen nachzudenken.

Wenn sie nicht alles täuschte, hörte sie ihn leise lachen. Reichlich unverschämt dafür, dass er ihr gerade noch seine Zigarette ans Bein gespickt hatte.

Sie presste die Zähne aufeinander und ging ins Büro. Bevor sie ihn anschnauzte, sollte sie wissen, warum er hier war. Dann konnte sie ihn leichter wieder hinauswerfen.

DEACON

"Was hast du denn mit Bambi gemacht?", fragte Nick lächelnd und deutete in Richtung Hazel, als Deacon zu ihm ging.

"Kann ich dir gar nicht so genau sagen. Sie hat auf einmal gefaucht wie ein Mini-Tiger und ist dann verschwunden", gab er lachend zurück.

Nick lachte auf und ging zusammen mit Deacon zu den Laufbändern. "Wo warst du überhaupt die ganze Zeit? Hab dich ja nur noch bei Adam gesehen, seit Slade weg ist."

"Krank. Probleme mit der Schulter", wiegelte Deacon schnell ab.

Nick schnaubte. "Deine Füße funktionieren, hättest mit mir Laufen gehen können."

"Ich wollte einfach mal die Zeit genießen, jetzt wo der Sklaventreiber für zwei Wochen im Urlaub ist."

Nick lachte und erzählte Deacon, was er in der letzten Woche so alles verpasst hatte. Von Liams verkorksten Fotoshooting, bis hin zu Hazel, die ein paar von den Jungsters, wie sie die Männer nannten, die Slade in sein Förderprogramm aufnahm, in ihre Schranken verwies.

Deacon konnte dabei die ganze Zeit nur an Hazel denken. Hazel, deren Blick einmal so verletzlich war und beim nächsten Mal wild und kämpferisch. Vielleicht hatte er sich bei ihrem ersten Aufeinandertreffen getäuscht. Vielleicht war sie gar nicht das kleine zerbrechliche Wesen.

Zwar war Liam genau Deacons Meinung gewesen, aber Liam konnte wirklich fruchteinflößend sein, wenn er wollte. Auf seine Meinung sollte er sich also lieber nicht verlassen.

Und Nick? Nick schien geradezu besessen von Hazel zu sein, also auch nicht der optimale Ansprechpartner.

Deacon nahm sich vor, bei Gelegenheit mit Adam über sie zu sprechen. Und bis dahin würde er sich einfach selbst ein Bild von ihr machen.