Wir sind mehr als Liebe - Elyas
Zeiten ändern sich - Freundschaften auch.
Damit nicht alles auseinanderbricht, trifft Elyas eine folgenschwere Entscheidung. Kurz entschlossen fährt er ins örtliche Tierheim und findet dort nicht nur Katzendame Marta, sondern auch Penny, die ihm beim ersten Anblick den Kopf verdreht. Doch ob Marta und Penny wirklich in die wohl chaotischste WG Philadelphias passen, bleibt abzuwarten.
"Wir sind mehr als Liebe" ist ein humorvoller Liebesroman, der von witzigen Begegnungen, echter Freundschaft und den kleinen und großen Problemen in Elyas Leben erzählt.
Leseprobe:
1. Die Katze
Ruhig sehe ich an der Fassade des Tierheims hinauf. Irgendwie sieht es gruselig aus – wie das Tor zu Hölle, aus der es kein Entrinnen gibt.
"Alles okay bei dir?", fragt June, die kleine Schwester einer meiner besten Freunde. Richtig, nicht ein bester Freund, sondern vier.
Vier wundervolle Menschen, die mir mein ganzes Leben lang zur Seite gestanden haben. Curley, Roy, Riaz und Damien. Meine Special Unit, die Menschen, die mir schon immer den Rücken stärken. Seit ich denken kann, sind wir ein eingeschworenes Team. Wie die vier Musketiere, nur dass wir eben zu fünft sind. Und wie das fünfte Rad am Wagen komme ich mir in letzter Zeit öfter vor.
Irgendwie ist aus unserer untrennbaren Fünfergruppe ein Haufen Pärchen geworden. Erst sind Roy und Curley auf einmal ein Paar, dann schleppt Riaz die Leichenfledderin an, und sogar seine kleine Schwester, die mich mein ganzes Leben lang angehimmelt hat, ist jetzt mit Tony zusammen.
Übrig bleiben nur Damien und ich. Und Damien ist in der letzten Zeit noch mürrischer, als er es sonst schon immer gewesen ist. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass June jetzt mit Tony zusammen ist, oder an der allgemeinen Situation, aber ich muss etwas ändern.
In einer aktuellen Studie habe ich gelesen, dass Haustiere glücklich machen. Ich glaube, es stimmt. Damals, als meine Grandma noch für uns alle gesorgt hat, gab es bei uns immer Katzen. Oma sagte, das Schnurren macht glücklich und gesund. Da sie fast 90 geworden ist, glaube ich ihr das mal.
Deshalb habe ich mich dafür entschieden, dass eine Katze genau das Richtige für unsere WG ist. Riaz und Damien sind strikt dagegen, vor allem Riaz denkt wieder einmal, er sei der Mittelpunkt der Erde und könnte alle Regeln allein aufstellen. Wahrscheinlich haben wir ihm genau das auch viel zu oft durchgehen lassen. Ich meine, dieser Kerl bestimmt sogar, dass wir frühstücken sollen!
Ich glaube aber nicht, dass Riaz und die Leichenfledderin noch ewig bei uns wohnen. Auch wenn ich es wirklich schade finde. Riaz ist einer meiner besten Freunde und Honey die wohl coolste Frau, die es neben Curley auf diesem Planeten gibt.
Aber wenn sie und Riaz in eine eigene Wohnung ziehen, bin ich mit dem Griesgram allein in der WG, und bevor das passiert, brauche ich etwas, was ihn … und zugegebenermaßen auch mich, aus unserer Trauer herausholt.
Es mag vielleicht komisch klingen, aber ich trauere tatsächlich um das, was wir verloren haben. Es ist nicht so, dass unsere Freundschaften vorbei sind; sie sind da und genauso intensiv wie damals. Wir verbringen immer noch unsere Freizeit miteinander, gehen in Bars oder liegen alle zusammen auf dem Sofa, um uns Suits-Serien-Marathons anzusehen.
Aber jetzt sind es eben nicht mehr nur wir fünf, die wir uns auf eine große Fernsehliege quetschen. Jetzt sind da Pärchen, die sich aneinanderschmiegen, und neue Benimmregeln und Dinge, die da vorher nie waren. Und über all dem schwebt wie eine dunkle Wolke die ständige Angst, dass ich sie irgendwann ganz verlieren könnte, weil sie Familien gründen und andere Interessen haben.
Denn seien wir mal ehrlich: Alles, was wir immer zusammen hatten, wird in diesem Moment enden. Niemand nimmt sein Baby mit in eine Bar, niemand beteiligt sich an einem Trinkspiel, wenn ein Baby im Nebenraum wartet. Niemand lässt sich auf blöde Wetten oder kindische Spiele ein, wenn er eine Vorbildfunktion hat.
Wahrscheinlich würden sie mit ihren Babys noch nicht einmal in dieses alte Auto einsteigen, weil es keins dieser Kindersicherheitsdinger hat … oder einen Airbag … oder funktionsfähige Gurte. Okay, die Bremse ist auch etwas laut, aber hey, es fährt … meistens.
"Alles bestens", antworte ich auf Junes Frage und steige aus, bevor sie merkt, dass in mir überhaupt nicht alles bestens ist. In mir herrscht der Kalte Krieg. Ein Wettrüsten gegen die Gefühle, die mich bald einholen werden. Außer ich kann vorher die Welt retten.
Und Super-Pussy soll mir dabei helfen.
"Alles bestens schaut bei dir für gewöhnlich fröhlicher aus", sagt June und dackelt mir hinterher in Richtung des Tierheims.
Das entlockt mir sogar ein kleines Lächeln, denn es erinnert mich daran, wie June mir mein halbes Leben lang hinterhergelaufen ist, sobald ihre Stummelbeine sie getragen haben.
Ich ignoriere ihren Einwand und öffne die Tür zum Tierheim schwungvoll, bevor ich auf die Idee komme, doch noch eine zu rauchen. Ich versuche dieses Laster gerade loszuwerden, was gar nicht so leicht ist.
Im Alltag gelingt es mir schon ziemlich gut, aber wenn es stressig wird oder eine unangenehme Situation entsteht, dann scheitere ich oft an meinem inneren Schweinehund.
Vielleicht ist eine Katze ja der richtige Ansporn, um den Hund loszuwerden.
Immerhin vertragen sich die beiden Spezies nicht, oder?
Bevor ich länger darüber nachdenken kann, betrete ich das Tierheim. Beinahe hätte ich auf dem Absatz umgedreht. Ernsthaft, das stinkt so abartig, dass alles in mir sich dagegen sträubt, auch nur einen Schritt weiterzugehen.
Das Gebelle und das grelle Miauen der Katzen ist ohrenbetäubend, und ich frage mich ernsthaft, wie Menschen hier überhaupt arbeiten können.
Gibt es dafür eine Gefahrenzulage?
Schmerzensgeld? Die Nasen müssen doch irgendwann völlig verätzte Schleimhäute haben.
"Bist du dir sicher mit der Katze? Wenn es bei euch dann auch so stinkt, komme ich nicht mehr zu Besuch!", sagt June, die mit angewidertem Gesichtsausdruck neben mir stehen bleibt.
Dass sie überhaupt noch zu Besuch kommen will, stimmt mich ein wenig fröhlicher. Ich habe Damien und mich schon alt und grau vor dem Fernseher sitzen sehen, ohne Kontakt zu einem der anderen, weil die alle eine schrecklich nette Familie spielen.
Roy wird Al Bundy; ich finde sowieso, dass sein Haar langsam lichter wird. Und Curley ist dann Peggy; wenn sie ihre Haare rot färbt und einen Leo-Body trägt, bekomme ich einen übermäßigen Lachanfall.
"Wirst du denn überhaupt kommen, jetzt, wo du mit Tony zusammen bist?", frage ich, weil ich finde, es ist der perfekte Zeitpunkt, dieses Thema einmal anzusprechen.
Okay, der Zeitpunkt wäre perfekter, wenn wir es vor dieser Vorhölle geschafft hätten, aber Gelegenheiten muss man eben nutzen. Ich sehe June in letzter Zeit nur noch selten ganz allein und vor den anderen will ich sie wirklich nicht zu so einem Geständnis drängen.
Eine Zeit lang hatte ich gehofft, dass sie von sich aus auf mich zukommt, aber die Hoffnung war vergebens. Je älter sie wird, desto mehr will sie mit sich allein ausmachen.
June sieht so herrlich ertappt aus, dass ich ihr lächelnd einen Arm um die Schultern lege.
"Curley hat mir gestern Nacht geschrieben, als sie den Zettel gefunden hat. Roy hatte wohl kein Interesse an Spekulationen, Riaz fällt ja sowieso flach und Damien hat die WhatsApp-Gruppe sofort wieder verlassen", erkläre ich ihr mein – wie ich finde – durchaus fundiertes Ergebnis meiner Überlegungen.
Ich meine, ich habe es schon lange gewusst, aber ich muss June ja erklären, warum ich gerade jetzt auf die Idee komme, dass sie mit Tony ein Verhältnis am Laufen hat.
Doch noch bevor ich eine Antwort bekomme, kommt uns eine sehr streng wirkende Frau mit Brille und akkuratem Haarknoten entgegen.
Halleluja, sie erinnert mich an unsere Grundschullehrerin, die für mich immer die schönste Frau der Welt gewesen ist. Und diese sieht ihr wirklich ähnlich.
Ihre dunkelbraunen Haare sind so streng nach hinten gebunden, dass sie dem klassischen Lehrerinnen-Sekretärinnen-Look entspricht. Auf meinem Gesicht breitet sich ganz langsam ein breites Grinsen aus.
Alles an ihr schreit: "Hau ab, oder du wirst es bereuen." Was soll ich sagen? Ich stehe auf Herausforderungen.
"Kann ich Ihnen helfen?", fragt sie forsch, als wären wir Eindringlinge auf streng gehütetem Territorium. Energisch rückt sie mit zwei perfekt manikürten Fingernägeln ihre schmale Brille zurecht.
Die Mischung aus ihren Nuttennägeln und der Bibliothekarin-Brille macht mich ganz nervös und ich streiche mir die braunen Haare zurück. Gut, dass ich einen meiner besten Anzüge trage.
"Da bin ich mir sicher", antworte ich und kann es nicht verhindern, dass in meinem Ton mitschwingt, wie sexy ich sie finde.
Langsam lasse ich meinen Blick ihre schlanke Figur hinaufwandern. Sie ist nicht dünn, aber auch nicht dick, irgendwie genau proportioniert. Zumindest was ihr adretter Hosenanzug so erahnen lässt.
Eine schmale Augenbraue hebt sich deutlich über den Brillenrand und selbst das finde ich irgendwie sexy. Genau dieser Umstand veranlasst mich dazu, sie noch mehr reizen zu wollen. Ich möchte wissen, wann sie ihre Rolle verlässt. Das Aufblitzen in ihren Augen sagt mir ganz eindeutig, dass mehr hinter dieser gepflegten Fassade steckt.
"Und wie kann ich Ihnen helfen?", fragt sie und gibt mir damit die perfekte Vorlage.
Ich straffe die Schultern und sage: "Ich suche die Pussy meines Lebens." Bling-Bling-Bling. 100 Points goes to Elyas! Ich hätte gern ein kleines Freudentänzchen aufgeführt, als Miss Perfect die Kinnlade nach unten geklappt ist. Doch noch bevor ich mich richtig freuen kann, boxt mir etwas in die Seite, sodass es mir die Luft aus den Lungen presst.
"Was für eine Katze hast du dir denn vorgestellt?", fragt June und lenkt meine Aufmerksamkeit damit wieder zu ihr.
Stimmt ja, mein kleiner Schatten ist auch dabei!
Dann fällt mir auf, dass mein Arm noch immer auf ihrer Schulter liegt. Verdammt! Flirten, während ich eine andere Frau im Arm habe, ist vielleicht nicht so die erfolgversprechendste Idee, die ich je hatte.
"Na, was für eine Farbe?", fragt June weiter und verdreht ihren Kopf ganz komisch, fast schon wie eine Eule. Dann formt sie stumm mit den Lippen: "Was zum Teufel tust du?"
Zumindest denke ich, dass es das ist und nicht etwa: "Welche Schaufel pfurzt du?" Denn das würde nicht wirklich Sinn ergeben.
Zu meiner Entschuldigung, ich bin nicht sonderlich gut im Lippenlesen, das ist eher Curleys Ding. Da ich meine Flirttaktiken bestimmt nicht mit der kleinen Schwester von Riaz diskutiere, zucke ich mit den Schultern und wende mich Miss Perfect zu.
"Ich glaube, ich will eine dreifarbige. Ich konnte mich noch nie entscheiden, ob ich blond, brünett oder rot bevorzuge."
In diesem Moment will ich braun. Ganz sicher, aber ich muss noch ein bisschen weiter in ihrer herrlichen Fassungslosigkeit bohren.
Keiner antwortet mir, also zeige ich auf einen Gang, in dem unzählige Katzenfotos hängen.
"Geht es hier zu den Pussys?"
Ein zögerliches Nicken ist alles, also gehe ich einfach festen Schrittes voran. Sie werden mir schon folgen, und dann finden wir mit Sicherheit eine Pussy und einen Termin für einen Kaffee.
Einen Moment lang passiert nichts, dann kommt Bewegung in die Damen, und ich höre sie leise sprechen, während ich von Tür zu Tür gehe und mir die Katzen ansehe.
"Die graue ist hübsch. Hat Haare wie meine Granny!", sage ich und deute auf eine dicke Dame, die auf einem Regal sitzt.
Nach einem skeptischen Blick schließt Miss Perfect die Tür zum Katzenzimmer auf. Im Hineingehen nimmt sie eine Karte aus dem Register und liest nach.
"Das ist Celin. Drei Jahre alt, British-Kurzhaar-Mix."
"Oh, eine Britin."
Besagte Britin dreht sich um und geht – nicht sehr ladylike – in eines der bereitgestellten Katzenklos.
"Heilige Scheiße", murmle ich, als der Gestank ihres Haufens zu uns herübergeweht wird.
Ein Katzenbaby versucht an Junes Bein hinaufzuklettern, und June jammert die ganze Zeit, wie weh die kleinen Krallen tun.
"Ich glaube, kein Baby", sage ich nachdenklich, weil ich mir vorstelle, wie Riaz mich umbringt, wenn Honeys Beine verkratzt sind.
"Ich glaube auch nicht … AUA!", schreit June, als sie versucht, den Babyvampier von ihrer Hose zu zupfen, und dieser ihr zum Dank in die Hand beißt. Die Kleinen haben wohl noch null Benimmregeln gelernt, da wären sie bei Damien ja gleich an der richtigen Stelle.
"Wollten Sie nicht etwas Dreifarbiges?" Miss Perfect sieht nicht so aus, als würde sie mir überhaupt eine Katze mitgeben, aber ich nicke entschlossen.
Irgendwie werde ich sie schon dazu bringen, mir eine Pussy anzuvertrauen, damit unser aller Leben besser wird.
"Ja, das würde gut passen. Wir haben eine WG." Ich deute auf June und mich, um den Eindruck aus der Welt zu schaffen, wir wären zusammen. "Wir sind ein bunter Haufen, also bitte eine ebenfalls bunte."
Miss Perfect nickt nur und lässt uns aus dem Zimmer.
"Ich suche eine Pussy", wiederhole ich, um sie noch ein wenig mehr zu reizen. "Und ich würde es toll finden, wenn Sie dann Treffen für Neu-Katzen-Halter abhalten würden. So eine Art Selbsthilfegruppe, bei der wir zwei uns austauschen können."
Sie sieht mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank, was ich ihr auch nicht so recht verübeln kann, aber mir ist gerade keine sinnvollere Date-Einleitung eingefallen.
"Ich glaube, ich habe keine Katze, die zu Ihnen passt … auch keine bunte", sagt sie und schreitet vor mir den Gang entlang. Dabei bewegt sie sich durchaus katzenhaft, was mich auf die Idee bringt, ihr zu sagen, dass ich auch sie als Pussy mitnehmen würde.
Leider habe ich das Gefühl, dass ich dann nie eine Miezekatz für Damiens und mein Seelenheil bekommen würde, also reiße ich mich zusammen, auch wenn es mir schwerfällt. Mein Blick fällt durch eines der Fenster, und ich sehe tatsächlich eine dreifarbige Pussy – auch wenn Miss Perfect behauptet, sie hat keine.
"Da ist sie! Meine Pussy!", rufe ich aufgeregt, und sowohl Miss Perfect als auch June zucken zusammen.
"Ich hab nie nachgeschaut, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass DU keine Pussy hast", murmelt June, aber ich höre ihr nicht zu. Ich klebe bereits an der Scheibe und bestaune das Miezmiez, das sich in einem winzigen Körbchen zu einem winzigen Fellknäuel zusammengekugelt hat.
Miss Perfect neben mir studiert die Karte meiner Pussy und runzelt dann skeptisch die Stirn. "Das ist Marta, sie ist drei Jahre alt und …"
"Das ist perfekt! Wir nehmen sie!" Zufrieden nicke ich. Sie ist genau so, wie ich sie mir vorgestellt habe.
Doch dann steht sie auf und etwas fehlt an meiner Pussy.
"Wo ist das vierte Bein?", frage ich und blinzle, weil ich mir das doch nur einbilden kann.
"Vermutlich in irgendeiner Falle", sagt Miss Perfect.
Verwundert drehe ich mich zu ihr um. "Falle?"
Sie nickt. "Das Bein war eine Mischung aus abgerissen und abgeklemmt, deshalb gehen wir von einer dieser schrecklichen Fallen aus, die ausgelöst werden, wenn ein Tier darauf tritt und dann zuschnappt. Wir mussten den Stummel amputieren lassen."
"O nein!", jammert June, und ich höre ihr an, dass es ihr das Herz bricht.
Ich habe Mitleid mit meiner Pussy, aber ich sehe auch viele Vorteile in dem fehlenden Bein.
- Die Wahrscheinlichkeit, dass Miss Perfect mir das Katzenvieh mitgibt, ist ziemlich hoch, wer sonst adoptiert unter diesen Hunderten jungen, gesunden Katzen ausgerechnet eine, der ein Bein fehlt?
- Die Wahrscheinlichkeit, dass Honey genauso viel Empathie für die Mieze aufbringt wie June, ist ziemlich hoch. Und wenn Honey sie mag, ist Riaz nicht dagegen.
- Irgendwie ist mir die Beinlose sympathisch. Vielleicht weil mein Onkel Harry auch ein Holzbein hatte und ich schon jetzt ein lustiges Kopfkino habe, wie ich meiner Pussy ein Piraten-Holzbein bastle. Harr-Harr-Harr.
Ich lache laut los, was mir von beiden Damen nur verwirrte Blicke einbringt. Grinsend winke ich ab.
"Ich finde, sie passt perfekt zu uns!" Energisch nicke ich. "Kann ich sie gleich mitnehmen?"
Miss Perfect ist skeptisch, ich sehe es ihr an, also lege ich noch einen drauf: "Sie ist bestimmt schon ewig hier, ich will ihr weitere Zeit ersparen. Ohne Bein findet sie sicher kein Zuhause."
Langsam nickt meine Traumfrau, und meine Traummieze rückt in greifbare Nähe.
"Wollen Sie gleich mitkommen und unser Zuhause anschauen?", frage ich. Das würde mir gut passen. Dann könnte sie gleich mal in meinem Bett Probe liegen. Miss Perfect entspannt sich, als würde dieses Angebot alles ein bisschen besser machen.
"Nein, heute nicht, aber ich würde Ende der Woche zu einer Nachkontrolle vorbeikommen."
"Jederzeit", sage ich und meine es ernst. Ich freue mich auf einen Besuch von ihr.
"Okay, ich mache Martas Papiere fertig und die Verträge, dann können Sie sie mitnehmen. Währenddessen könnten Sie unten im Erdgeschoss die Katzenerstausstattung kaufen, damit Sie Futter und eine Toilette zu Hause haben."
Wieder nicke ich; ich würde alles tun, um meine beiden Pussys mit nach Hause zu nehmen. Und wenn es ein verdammtes Klo ist.
"Das ist eine schlechte Idee", murmelt June im Hinausgehen. "Riaz wird erst dich und dann mich umbringen."
Ich winke ab. Ich kenne meinen Freund, er wird erst toben, sich dann aber doch von seiner Leichenfledderin erweichen lassen. Mein Leben ist in der Tat ein wenig einfacher geworden, seit Honey so oft auf meiner Seite ist. Sie lässt sich von Riaz überhaupt nicht herumkommandieren, was ihn regelmäßig in den Wahnsinn treibt.
Und mich belustigt. Also nicht nur mich, sondern auch alle anderen.
Sicherheitshalber schreibe ich ihr also eine SMS, damit sie zu Hause ist, wenn ich mit Pussy die Tore zur Hölle passiere. Dann wird sich Riaz überhaupt nicht so aufregen über die neue Pussy in meinem Leben, wenn seine Pussy zu seiner Besänftigung anwesend ist.
2. Der Einzug
"Das kommt überhaupt nicht infrage!", schreit Riaz, als wäre er der Häuptling der Indianer und wir seine kuschenden Untertanen. Leider ist Honey noch nicht da, die könnte diesen Büffel mal an die Leine nehmen.
Mir ist es egal, ich richte mein Klo – oder besser gesagt Pussys Klo – weiter ein. Ich hätte gedacht, dass sie erst einmal verschreckt hinter irgendeinem Schrank sitzen würde, aber im Gegenteil, sie ist ziemlich munter. Sie hat Damien bereits in den Fuß gebissen, als dieser am Sofa vorbeigegangen ist, unter dem sie sich verschanzt hatte.
"Herrgottzack!", höre ich ihn in diesem Moment fluchen, und ein Blick aus dem Bad zeigt, dass sie es schon wieder getan hat. Krampfhaft klammert sie sich an Damiens Knöchel und strampelt mit dem verbliebenen Hinterbein, um ihn zusätzlich zu kratzen.
"Das Vieh zieht aus!", brüllt Riaz.
Gut, dass in diesem Moment Curley und Roy hereinkommen. Die beiden haben zwar ihre eigene Wohnung, aber den Schlüssel zu unserer werden sie – hoffentlich – für immer behalten und reinschneien, wann es ihnen passt.
Mir passt der Moment ziemlich gut. Ich springe auf und küsse Curley auf die Wange.
"Hey, Süße, gut, dass du kommst. Verstärkung an der Pussyfront."
"Nicht über Curleys Pussy reden", sagt Roy und schlägt sich mit mir ab.
"Oooh, was bist du denn für eine Süße! Miez-miez-miez!" Curley wirft sich auf die Knie und Pussy kommt sofort zu ihr gehumpelt.
1:0 fürs Katzenvieh.
In diesem Moment öffnet sich die Wohnungstür erneut und Honey kommt rein. "Ich bin zu spät, ich bin zu spät!", ruft sie aufgeregt. "Ich musste Hubert noch zunähen!"
"Der wäre dir nicht mehr weggelaufen", sage ich grinsend.
Irgendwie finde ich Honeys Job als Pathologin cool. Noch cooler, ihren lockeren Umgang damit.
Aber ich glaube sowieso, Honey kann nicht ernst. Sie ist immer so fröhlich und leicht, der perfekte Gegenpart zu dem strengen Riaz.
"Aber Pussy kann weglaufen, wenn ihr die Tür nicht zumacht", wirft June ein und macht sich auf den Weg zur Tür.
"Wo ist die Mimi?", fragt Honey und sieht sich um. Dann lässt sie sich mit einem "Oooh!" ebenfalls auf die Knie fallen. "O nein, ihr fehlt ein Beinchen!", ruft sie dann, und ich weiß, dass ich den Kampf gegen Riaz gewonnen habe.
Er weiß es auch, aber er will noch nicht aufgeben, das sehe ich an seinem entschlossenen Blick.
"Alle zum WG-Treffen im Wohnzimmer", sagt unser Häuptling. Mich wundert, dass er nicht auf die Kriegstrommel schlägt.
Damien folgt ihm mit verschränkten Armen. Roy zuckt mit den Schultern und eilt dann los. "Eckplatz gehört mir!" Verdammt, er will nur wieder Curley für sich haben, dabei hat er sie doch jeden Tag, er könnte mir durchaus ein wenig Curley-Kuschelzeit gönnen.
Honey nimmt meine Pussy auf den Arm und diese schmiegt sich fest an sie und reibt ihr Köpfchen an Honeys Kinn.
Ich habe gewonnen, ich bin mir ziemlich sicher, als ich Honeys entzücktes Seufzen höre.
"Die Katze muss weg!", eröffnet Riaz sein Plädoyer ziemlich ungeschickt. Dass er Honey die Katze dann noch aus den Armen reißt und auf dem Wohnzimmertisch abstellt, macht alles nicht besser.
Pussy kippt aufgrund ihres fehlenden Beinchens bei der schnellen Aktion um und bekommt ganz viel Mitleid von den Mädels. Gut so, noch ein Pluspunkt. Ich sollte Riaz einfach weitermachen lassen, der schafft das ganz allein.
"Riaz! Sei vorsichtig, Pussy hat nur drei Beine!", sage ich tadelnd und streichle das weiche Köpfchen.
Honey setzt sich zwischen June und Curley und zieht Pussy wieder auf ihren Schoß. Ich habe gewonnen. Ganz eindeutig, damit hat Riaz sich alles selbst verspielt.
Ich mag es, wenn meine Pläne aufgehen. Noch mehr würde es mir gefallen, wenn auch meine Pläne bezüglich der Pussydomtöse alias Frau Penny Lane aufgehen würden. Ich freue mich schon sehr auf ihren Besuch.
"Sie ist ganz glücklich, dass sie ein Zuhause hat!", sagt Curley und lächelt, als Pussy zu schnurren beginnt.
Das ist mein Einsatz für Pussys 2:0. "Ja, sie saß schon ewig im Tierheim. Keiner wollte sie."
Treffer versenkt, das sehe ich deutlich an den betroffenen Mienen der Damenwelt.
"Weil sie Menschen angreift?", fragt Damien brummig, aber ich glaube, er hat – im Gegensatz zu Riaz – bereits erkannt, dass er verloren hat und meine Pussy bleibt.
"Weil sie nur drei Beinchen hat!", sage ich und schüttle den Kopf. "Ich weiß nicht, was du mit ihr machst, sieh doch, wie lieb sie ist!"
Die drei Mädels streicheln Pussy und geben mir allumfassend recht.
"Sie kann nicht hierbleiben!", beharrt Riaz weiter, aber ich glaube, er weiß, dass seine Felle davonschwimmen.
"Warum, sie tut doch keinem was?", sage ich und verdrehe gleich darauf die Augen, als Damien eine Hand hebt.
"Und sie stinkt!", fügt Riaz hinzu, als wäre das eine Tatsache.
"Einspruch. Sie ist auf meinem Schoß und stinkt nicht." Curley ist definitiv auf meiner Seite.
"Dann nimm du sie doch mit zu dir!" Riaz lässt einfach nicht locker.
"Einspruch!", wirft Roy ein. "Das ist eure Hauspussy, bei uns in der Wohnung ist das Verhältnis genau ausgeglichen."
Da Damien von meinem Pussyplan noch nicht überzeugt ist, kann ich nicht einwerfen, dass mir die Mach-Damien-glücklich-Pussy in Roys WG gar nichts nutzt.
"Also die Pro-Pussy-Seite: Sie ist eine arme Miezi und hat nur drei Beine. Sie stinkt nicht und die Mädels lieben sie."
Ich nicke energisch, während ich die Punkte an meinen Fingern abzähle. Dann hebe ich die andere Hand und klappe alle Finger ein, bis meine Hand eine Faust bildet.
"Es gibt keine Kontra-Pussy-Argumente, die ich aufzählen kann." Damit beende ich meine Argumentation.
"Sie greift mich an", wiederholt Damien, aber die Art, wie er sich zurückgelehnt hat, sagt mir, dass er eigentlich schon aufgegeben hat. Deshalb winke ich ab.
"Also, lasst uns abstimmen. Roy ist für die Pussy, weil sie sonst zu ihm zieht, stimmt's, Curley?"
"Das ist unlauterer Wettbewerb oder so!", beschwert sich Riaz und ich höre die Verzweiflung in seiner Stimme.
"Wirf nicht mit Worten um dich, von denen du keine Ahnung hast." Ich wende mich an die Mädels. "Ihr drei wollt auch, dass Pussy bleibt?"
Alle nicken, nur Honey sagt: "Aber der Name ist vielleicht noch abstimmungswürdig."
Ich ignoriere ihren Einwand und schaue zu Damien. Ich frage ihn besser nicht und Riaz' Meinung ist auch klar. Er würde aber niemals zugeben, dass er Honey zuliebe so oder so zugestimmt hätte.
"Also fünf gegen zwei, ihr seid überstimmt." Ich nicke. "Willkommen in der Familie, kleine Pussy."
Die Mädels jubeln, und Pussy erschrickt sich so, dass sie losspingt und auf ihrer Flucht einen Kratzer in Damiens Gesicht macht.
Alle verstummen, als dieser knurrt und wirklich wütend in die Runde guckt, als hätten wir das Pussy aufgetragen.
"Katzenkratzer sind unglaublich ätzend. Sie infizieren sich fast immer, weil sie unendlich viele Bakterien in ihren winzigen, messerscharfen Krallen haben!", grummelt dieser und steht auf.
Als er am Sofa vorbeigeht, sehe ich Pussys Krallen nach seinen Füßen schlagen. Gott sei Dank verfehlt sie ihn dieses Mal. Ich weiß nicht, ob sie noch einen Anschlag überlebt hätte.
Und mal ernsthaft, wie hätte ich das Penny Lane, meiner reizenden Tierheim-Oberlehrerin, erklären sollen?